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Atemnot mit COPD und Asthma

Foto: Tim Goedhart via Unsplash

Prim. Univ.-Prof. Wolfgang Pohl klärt über Asthma und COPD, also die chronisch obstruktive Lungenerkrankung, auf. Ein Interview über das Licht am Ende des Tunnels und den dringenden Appell, erst gar nicht mit dem Rauchen zu beginnen.

Prim. Univ.-Prof. Wolfgang Pohl

Generalsekretär der Österreichischen
Lungenunion

Foto: ZVG

COPD und Asthma haben sehr ähnlich Symptome. Worin unterscheiden sich die beiden Erkrankungen?

Beide Erkrankungen sind chronische Atemwegserkrankungen, die sich aber grundlegend in ihrer Entstehungsgeschichte und auch in Bezug auf ihre Veränderungen in den Atemwegen unterscheiden. Asthma zeigt eine differenzierte Entzündungsreaktion, die häufig mit einer allergischen Reaktion einhergeht. Im Gegensatz zur COPD zeigt Asthma eine reversible Verlaufsform. Asthma-Patienten sprechen in der Regel sehr gut auf die Therapie an und können sogar ein Leben mit normaler Lungenfunktion leben. Die COPD hingegen wird meist durch Rauchen ausgelöst, geht immer mit einer eingeschränkten Lungenfunktion einher und zeigt einen voranschreitenden Verlauf, wobei neue Therapieformen eine durchaus akzeptable Lebensqualität erlauben.

Auf Basis Ihrer jahrelangen Erfahrung – was wissen viele Menschen nicht über diese beiden Erkrankungsbilder? Wo kommt es nach wie vor zu „Schockmomenten“?

Schockmomente sollten prinzipiell vermieden werden. Wir müssen Menschen aufklären und möglichst gut auf eine solche Situation vorbereiten. Um akuten Verschlechterungen bei Asthma vorzubeugen, braucht es zunächst ausgiebige Untersuchungsreihen. Die gute Nachricht ist, dass wir mit den heutigen Therapiekonzepten akute Asthmaanfälle praktisch vermeiden können – vorausgesetzt, die Patienten nehmen ihre Therapien auch regelmäßig ein. Denn leider ist die Therapietreue bei Asthmatikern nicht so gut, weil sie eben formidabel auf die Therapie ansprechen. Es gibt milde Verlaufsformen, die tatsächlich nur bei Bedarf eine Therapie benötigen, aber auch hier ist es wichtig, dass im Inhalator immer ein Cortison als Hemmer der chronischen Entzündungsreaktion mitverabreicht wird.

Gibt es bei Asthma und COPD in Österreich eine hohe Dunkelziffer?

Die Asthma Inzidenz liegt in Österreich bei Kindern bei circa 12 Prozent und bei Erwachsenen bei circa 6 Prozent. Behandlungsbedürftige COPD-Patienten gibt es 500.000 in Österreich, die Dunkelziffer dürfte aber viel höher sein und liegt bei ungefähr 800.000 Patienten. 90 Prozent der Asthmatiker können wir gut behandeln. Nur 10 Prozent haben ein „schwieriges“ Asthma, aber mit den neuen Antikörpertherapien können wir diese Asthma-Verlaufsformen hervorragend kontrollieren. Selbst für schwere Asthmatiker sehen wir damit Licht am Ende des Tunnels. Das können wir für COPD-Patienten im fortgeschrittenen Stadium leider nicht behaupten. Ob Asthma oder COPD – alle Patienten müssen in Bewegung bleiben. Daher empfehlen wir Sport sowie regelmäßiges Ausdauer- und Krafttraining angepasst an den Krankheitszustand. Das ist für Asthmatiker:innen sicher leichter als für COPD-Patienten, wobei für letztere entscheidend ist, mit dem Rauchen aufzuhören. Denn jede Zigarette ist eine schlechte Zigarette und wirkt gegen die Therapie.

Hat sich die Situation der beiden chronischen Atemwegserkrankungen in Österreich durch die Corona-Pandemie verändert?

Die Zahlen allein haben sich nicht verändert, aber wir sehen – wie etwa auch bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen – dass weniger Menschen zu uns ins Spital kommen, obwohl es ihnen schlecht geht. Auch die Behandlung von COPD und Asthma hat sich durch die COVID-Pandemie nicht verändert. Wir konnten auch erstmals zeigen, dass Patienten mit schwerem Asthma nicht unbedingt einen schweren Verlauf einer COVID-Erkrankung durchmachen – vorausgesetzt, sie erhalten eine Antikörpertherapie. Wir waren außerdem überrascht, dass Patienten mit COPD im Gegensatz zu dem, was uns chinesische Studien gezeigt haben, nicht häufiger an COVID erkranken.

Inwiefern kann jede und jeder selbst COPD oder Asthma vorbeugen?

Das ist eine sehr gute Frage! Leider kann man Asthma nicht direkt aus dem Weg gehen, weil die Erkrankung genetisch determiniert ist. Es hängt grundsätzlich stark von Umweltbedingungen ab, das heißt, wo ist man aufgewachsen, wo lebt man und so weiter. Wenn die Eltern oder Großeltern Allergiker oder Asthmatiker sind, haben die Kinder bzw. Enkelkinder ein erhöhtes Risiko für Asthma, ebenso wenn die Mutter während der Schwangerschaft raucht. Hier sieht man, welchen Einfluss die Umwelt bereits pränatal hat. Es ist wichtig, dass schon Jugendliche erst gar nicht mit dem Rauchen beginnen, denn sonst kann man auch bereits mit 40 Jahren eine COPD bekommen. Wir müssen aber auch bei nicht-rauchenden Menschen Umwelt- und Klimafaktoren, wie etwa Abgase, miteinbeziehen. Nach wie vor ist aber bei COPD das Rauchen die Hauptursache, also: Vorbeugung bedeutet nicht zu rauchen!

Österreichische Lungenunion

Die Österreichische Lungenunion (ÖLU) ist eine bundesweit aktive Selbsthilfegruppe für Menschen mit Atemwegserkrankungen, Hauterkrankungen und Allergien. Die ÖLU stützt und fördert die Mündigkeit der Betroffenen.

Das Ziel: Informierte Patient/innen und eine informierte Mitwelt.

www.lungenunion.at | [email protected]

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