Wie reanimiert man als Ersthelfer:in bei einem Herz-Kreislaufstillstand richtig? Priv.-Doz. Dr. Raphael van Tulder erklärt im Interview, was im Notfall zu tun ist.
Priv. Doz. Dr. Raphael Van Tulder
Oberarzt der Inneren Medizin Universitätsklinikum Krems & Flugrettungsnotarzt seit 2012
Warum haben viele Menschen Angst davor, im Notfall Erste Hilfe zu leisten?
Die meisten Menschen fürchten sich davor, etwas falsch zu machen. Bei Erster Hilfe kann man nichts falsch machen – außer wegschauen und nicht zu reagieren. Couragiert Erste Hilfe zu leisten, ist für den Notfallpatienten möglicherweise lebensrettend.
Worauf sollten Ersthelfer:innen achten?
Es gibt einige grundlegende Maßnahmen, beispielsweise, dass man die Rettungskette frühzeitig in Gang setzt. In der Zwischenzeit sollte auf Basismaßnahmen, wie Wärmeerhalt, psycholog. Betreuung, gegebenenfalls auch die stabile Seitenlage oder den zeitgerechten Einsatz eines Defibrillators, geachtet werden. Jeder, der einen Führerschein hat, sollte diese Maßnahmen aus dem Erste- Hilfe-Kurs kennen. Es ist aber sicherlich sehr sinnvoll, wenn man ab und zu einen Auffrischungskurs macht. Dann ist auch die Angst, etwas falsch zu machen, geringer.
Wie reanimiert man richtig bei einem Herz-Kreislaufstillstand?
Für Ersthelfer ist es empfohlen, eine Herzdruckmassage durchzuführen. Diese sollte in der Mitte des Brustbeines stattfinden und mindestens fünf Zentimeter tief sein. Die Beatmung ist nur für sehr gut trainierte Laienhelfer empfohlen. Kompetente Herzdruckmassage und die Anwendung des Defibrillators sind initial viel wichtiger.
In welchem Tempo sollte die Herzdruckmassage durchgeführt werden?
Grundsätzlich sollte sie mit 100-120 Kompressionen pro Minute durchgeführt werden. Das kann man sich ganz einfach merken: Jeder von uns kennt den Radetzkymarsch vom Neujahrskonzert. Auch viele Profis verwenden diesen Rhythmus um, ohne technisches Hilfsmittel die richtige Frequenz der Herdruckmassage, zu bestimmen.
Wie viele Tote könnten durch eine rasche Reanimation und die Intervention durch Ersthelfer:innen verhindert werden?
Es gibt Daten, dass wenn Laienhelfer die Reanimationsmaßnahmen beginnen, die Überlebenschance des Patienten 4 x höher ist. Leider ist der Prozentsatz an Laienreanimation in Österreich mit 30 % relativ niedrig. In Skandinavien etwa, wo die Herzdruckmassage bereits in der Schule geübt wird, sind sowohl die Ersthelfer-Raten als auch die Überlebenschancen der Patienten höher. Daher: nicht wegschauen, sondern Leben retten!
Sei ein Held und hilf!
Hallo, mein Name ist Mark Felstead und ich bin 59 Jahre alt. Der Großteil meines Lebens war durch einen aktiven Lebensstil mit Sport und guter Ernährung geprägt. Ich fühlte mich fit, gesund und war frei von Einschränkungen oder Krankheiten.
2018, während eines Duathlons, erlitt ich ohne jegliche Anzeichen einen akuten Herzinfarkt und war laut Ärzten klinisch tot. Einzig und allein durch die schnelle erste Hilfe und Reanimation von Anwesenden konnte ich gerettet werden.
Der Schock für meine Familie und mich sitzt immer noch tief. Warum traf es mich? Aus dem Nichts? Als gesunder und aktiver Vater? Mir ist klar geworden: Herzinfarkte bekommen nicht nur andere, ältere oder vorerkrankte Menschen und nicht viele haben dabei so ein Glück wie ich, direkt reanimiert und damit gerettet zu werden.
Oft ist die Hemmschwelle zu helfen hoch. Was, wenn ich etwas falsch mache? Verletze ich die Person durch meinen Eingriff? Fragen, die wertvolle Zeit kosten.
Das Lifepad ist für mich ein so entscheidendes Produkt – es gibt die fehlende Sicherheit und ist die zuverlässige Unterstützung, um sofort eine korrekte Herzdruckmassage durchzuführen.
Es gibt mir die Hoffnung, dass sich mein Glück an andere weitergeben lässt, die es in diesen Momenten so dringend brauchen. Ich bin der lebende Beweis, was schnelles Helfen und Reanimation bedeuten kann.