Zu viel Essen, zu wenig Bewegung: Das größte Risiko für die Gesundheit der Leber ist unser Lebensstil. Näheres erklärt Facharzt Andreas Maieron im Interview.
Primarius Doz. Dr. Andreas Maieron
Was sind die Ursachen der Fettleber?
Es sind dieselben Risikofaktoren, die wir auch beim metabolischen Syndrom – davon spricht man, wenn Übergewicht, Bluthochdruck sowie Zucker- und Fettstoffwechselstörungen gemeinsam auftreten – und bei den dadurch bedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen beobachten können. Die Fettleber ist letzten Endes ein Auswuchs dessen. Zentraler Faktor dabei ist unser westlicher Lebensstil; das heißt, ein großes Problem sind Über- und Fehlernährung. Wir essen zu viel, zu fett, zu energiereich und zu salzig. Im Gegenzug bewegen wir uns zu wenig. Erschwerend kommt der in Österreich hohe Alkoholkonsum hinzu. Alkohol weist eine hohe Kaloriendichte auf und hat zudem eine leberschädigende Wirkung. Abhängig von den Kriterien, anhand derer man eine Fettleber definiert, sind zwischen 15 und 30 Prozent der Bevölkerung davon betroffen. Glücklicherweise entwickeln nur die wenigsten Menschen davon eine Fettleber-Entzündung und in weitere Folge eine Leberzirrhose (eine irreversible Vernarbung mit einhergehendem Funktionsverlust). Somit leiden prozentual betrachtet zwar nur wenige unter Leberzirrhose – umgelegt auf die österreichische Bevölkerung sind das aber trotzdem ca. 40.000 Personen innerhalb der nächsten 10 Jahren , die eine Leberzirrhose entwickeln werden.
Was sind die häufigsten Symptome?
Wenn man einen anhaltenden Druck im rechten Oberbauch unterhalb vom Rippenbogen verspürt, sollte man das unbedingt abklären lassen. Da die Fettleber aber im Normalfall symptomfrei ist, ist sie meistens ein Zufallsbefund bei einer Blutuntersuchung. Mittlerweile werden in den allermeisten Fällen die Leberwerte mitgemacht. Auffällige Werte führen in vielen Fällen zu einer weiteren Abklärung durch Diabetolog:innen oder Hepatolog:innen.
Wie verläuft die Therapie?
Diese stützt sich auf zwei Pfeiler. Der erste Pfeiler ist die Veränderung des Risikoprofils: Dabei geht es darum, die Folgen des metabolischen Syndroms wie Bluthochdruck, hohen Blutzucker und erhöhte Blutfette in den Griff zu bekommen. Das ist medikamentös gut behandelbar. Ein zweiter wichtiger Fokus liegt auf der Gewichtsreduktion durch Lebensstiländerung – also durch gesunde und ausgewogene Ernährung sowie ausreichend Bewegung, unterstützt von diätologischen und physiotherapeutischen Angeboten. Bei Menschen, die an Adipositas leiden, kann auch die sogenannte „Abnehmspritze“ ein relevantes Instrument sein, um eine Gewichtsreduktion zu erreichen. Diese Therapie ist aktuell in der Indikation Adipositas nicht zugelassen und wird von der Sozialversicherung nicht erstattet. Natürlich wäre es wünschenswert, dass Patient:innen normalgewichtig werden; generell ist es aber so, dass die Leber in den meisten Fällen schon von einer Reduktion des Körpergewichts um zehn Prozent stark profitiert. Diese bewirkt, dass Fett aus der Leber ausgelagert wird und sich die Leberwerte normalisieren. Die Fettleber ist reversibel, wenn die Patient:innen bereit sind, die Therapie mitzumachen, und eine langfristige Lebensstiländerung gelingt.
Welche Laborwerte sind für die Beurteilung der Lebergesundheit relevant?
Neben Blutfetten und Blutzucker ist vor allem der GPT-Wert ausschlaggebend. Ein erhöhter Wert weist auf eine Leberschädigung hin. Gamma-GT weist dagegen auf eine toxische Leberschädigung – etwa durch Alkohol – hin. Sind die Werte erhöht, sollten sie nach drei oder sechs Monaten noch einmal kontrolliert werden. Besteht die Erhöhung fort, bedarf diese einer weiteren Abklärung. Anlaufstellen sind in erster Linie Hausärzt:innen und spezialisierte Internist:innen. Für eine leichtere Risikoabschätzung wäre es zukünftig wünschenswert, wenn Risiko-Scores wie der FIB4- oder der NAFLD-Fibrose-Score Berücksichtigung finden würden. Bei diesen werden Leberwerte, Albumin und Thrombozyten unter Einbeziehung von Alter und BMI ausgewertet. Zwar ist es möglich, diese Scores bei entsprechenden Online-Angeboten errechnen zu lassen, es würde aber nichts dagegensprechen, würden diese direkt am Befund ausgegeben. So wäre sofort ersichtlich, ob man zu einer Risikogruppe gehört.
Was kann die Vorsorge leisten?
Nachdem die Fettleber häufig als Zufallsbefund im Rahmen einer Blutuntersuchung – etwa bei einer Vorsorgeuntersuchung – entdeckt wird, kommt der Vorsorge eine wichtige Rolle zu. Sie bietet die Chance, Maßnahmen zu setzen, noch bevor Menschen erkranken. Normalgewichtige Menschen sollten darum alle ein bis zwei Jahre zur Vorsorgeuntersuchung. Auch sie können durch Fehlernährung eine Fettleber entwickeln. Menschen, die übergewichtig sind, sollten sich jährlich untersuchen lassen. Was man nicht vergessen darf, ist, dass die Fettleber auch bei Kindern häufiger wird. Auch hier lohnt sich also ein regelmäßiger Blick auf die Blutwerte. Generell ist es sicher kein Fehler, bei einem Blutbild immer auch Blutzucker, Leberwerte und Fettstoffwechselparameter überprüfen zu lassen. Wenn man bereits weiß, dass man zu einer Risikogruppe gehört, sollte man eine Lebersteifigkeitsmessung durchführen lassen. Dieser „Fibro-Scan“ erfolgt mit Hilfe von Ultraschall und ist völlig harmlos – aber sehr aufschlussreich zur Beurteilung der Lebergesundheit und möglicher zukünftiger Entwicklungen.
Wie kann ich die Leber gesund halten?
Gesund essen, möglichst normal gewichtig sein, ausreichend Sport und Bewegung betreiben und Alkohol meiden – so lautet die Devise. Es gibt keine spezifische Therapie; nur einen vernünftigen Lebensstil. Das macht sich nicht nur hinsichtlich Lebergesundheit, sondern auch mit Blick auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen langfristig bezahlt.