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Home » News » Warum eine Impfung gegen Gürtelrose Schmerzen erspart 
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Gürtelrose verursacht nicht nur unangenehme Hautausschläge, sondern auch starke Schmerzen. Warum das so ist, erklärt Univ.-Doz. Dr. Robert Müllegger im Interview. 

Univ.-Doz. Dr. Robert Müllegger

Viele Menschen haben vielleicht schon davon gehört, aber was ist Gürtelrose genau? 

Gürtelrose ist eine Erkrankung, die durch ein Virus ausgelöst wird. Dieses Virus gelangt aber nicht zum Zeitpunkt der Erkrankung neu in den Körper, sondern schlummert dort in der Regel schon seit einer Windpockeninfektion. Von dieser Kinderkrankheit sind weit über 90 % der westlichen Bevölkerung betroffen. Da uns das Virus danach nicht mehr verlässt, lagert es sich an Nervenknotenpunkten ab und wird dort von Abwehrzellen des Immunsystems bewacht. Erleiden diese sogenannten T-Zellen aber eine Schwäche, können sie das Virus nicht mehr stark genug am Aufwachen hindern. Das Virus wird wieder aktiviert und wandert von den Nervenknotenpunkten aus in die Haut. 

Welche Gründe kann es für einen Ausbruch geben? 

Ab dem 50. Lebensjahr wird das Immunsystem schwächer. Die Gürtelrose tritt ab diesem Lebensalter um ein Vielfaches häufiger auf. Neben diesem Grund gibt es noch weitere Ursachen, wie etwa Stress, Krebs, HIV/Aids oder auch Rheuma. 

Wie kann Gürtelrose erkannt werden?

Es gibt zwei Hauptsymptome: Hautveränderungen und Schmerzen. Die Hautveränderungen machen sich halbseitig, bandartig – daher auch der Name Gürtelrose – sowie als in Gruppen angeordnete Bläschen bemerkbar. Außerdem treten in den betroffenen Arealen starke Schmerzen aufgrund einer Nervenentzündung auf.   

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? 

Es gibt hervorragende Medikamente, für deren Entwicklung sogar ein Nobelpreis verliehen wurde. Diese Virostatika stoppen die Vermehrung des Virus und mildern so die Symptome. Aber – und das ist die große Krux an der Gürtelrose – die Schmerzen sind nur schwer zu behandeln. Deswegen muss zusätzlich zum Virostatikum eine Kombination verschiedener Schmerzmittel verabreicht werden, um die Schmerzen wirklich zu beherrschen. Aber so weit wollen wir es erst gar nicht kommen lassen! Es gibt eine Impfung gegen Gürtelrose, die 97-prozentigen Schutz bietet und ab dem 50. Lebensjahr laut Nationalem Impfplan dringend empfohlen wird. 

Nehmen Sie Schmerz ernst: Er ist immer ein Warnsignal!

Credits: accelent

Im Sommer 2018 fühlte sich Martina Rupp-Löwenstein von Tag zu Tag schwächer. Sie litt an Drehschwindel, Gliederschmerzen und einem Schmerz unter der Brust. Sie befürchtete Schlimmes – und erhielt die Diagnose Gürtelrose. Hier spricht die ehemalige Radio- und Fernsehmoderatorin darüber, wie die Viruserkrankung sie bis heute beschäftigt. 

Martina, wie kam es zu Ihrer Diagnose? 

Ich verbinde meinen ersten und bislang einzigen Ausbruch der Gürtelrose mit den Feuchtblattern, an denen meine Enkelin damals litt – auch wenn dies wissenschaftlich nicht belegt ist. Ich bemerkte in der Folge Gleichgewichtsstörungen, Drehschwindel und Gliederschmerzen. Und ich war entsetzlich müde. Ich schrieb dies dem Stress zu, der in meinem Beruf als Moderatorin alltäglich ist, und erklärte mir meine höhere Stressanfälligkeit mit meinem Alter. Ich ärgerte und beschuldigte mich auch, nicht genug für meine Fitness getan zu haben. Erst, als sich zu meinem Unwohlsein auch noch ein Schmerz unter der linken Brust gesellte, ging ich zu meiner Ärztin, da ich Schlimmes befürchtete: Herzinfarkt … Brustkrebs …, lauter Schwachmacher, die überhaupt nicht zu meinem Selbstbild passten. Ich sah mich immer stark und aktiv, hatte einen sexy Beruf. Doch inzwischen war ich rat- und mutlos.  

Meine praktische Ärztin stellte die Diagnose Gürtelrose recht schnell, nachdem ich ihr mein Befinden geschildert und mich obenrum frei gemacht hatte. Auf der Haut an meinem Rücken hatte sie drei typische Fleckerl entdeckt. Gegen die Krankschreibung wehrte ich mich wortreich, war dann aber heilfroh darüber: Die Schmerzen, die im Zuge der Behandlung kamen, hielten einen Monat an und waren nur mit starken Schmerzmitteln erträglich. An Arbeit und Social Live war dabei nicht zu denken. Müde blieb ich gar ein halbes Jahr. Und unter Stress und bei Berührung tut die Stelle am Rücken bis heute weh.  

Sie hosten inzwischen einen Podcast zur Gürtelrose – warum? 

Weil sowohl die Feuchtblattern (Windpocken) als auch die Gürtelrose vom Erreger Varizella Zoster Virus (VZV) verursacht werden, könnte jede:r, der/die schon einmal Windpocken hatte, später an Gürtelrose erkranken. 2018 war ich einer der rund 30.000 Menschen, die diese Diagnose jährlich in Österreich bekommen. Ich hatte bis dato keine Ahnung, welch frustrierende Schmerzen die Gürtelrose mit sich bringen und wie nachhaltig sie mir zu schaffen machen kann. Inzwischen weiß ich das und trage gerne zur Aufklärung über die Erkrankung bei. Mich treibt die Hoffnung, anderen meine und schlimmere Erfahrungen – ich hatte schließlich „nur“ einen milden Verlauf – zu ersparen. 

Was raten Sie anderen Betroffenen? 

  • Nehmen Sie Schmerzen ernst! Sie sind immer ein Alarmsignal. Insbesondere Frauen lege ich ans Herz, sich keinesfalls die Schuld für Schmerzen zu geben. Und schon gar nicht sind Schmerzen etwas, das Sie ertragen sollen. Nehmen Sie Schmerzen nicht hin! Holen Sie sich stattdessen zügig Hilfe, Sie haben ein Recht darauf!  
  • Es lohnt sich, ein Symptom- und/oder Schmerztagebuch zu führen, damit erleichtern Sie den Ärzt:innen die Diagnose.  
  • Lassen Sie sich gegen Gürtelrose impfen! Das rate ich vor allem Älteren und chronisch Vorerkrankten. Denn wer schon ein alters- oder krankheitsbedingt schwaches Immunsystem hat, für den/die kann die Gürtelrose sehr gefährlich werden – oder wie wir Wiener:innen sagen: „Sie gibt dem Dreck a Watschn!“ 

Gürtelrose – eine unterschätzte Erkrankung 

(Entgeltliche Einschaltung)

Jede:r Dritte erkrankt im Laufe des Lebens an Gürtelrose, einer oft sehr schmerzhaften Nervenentzündung, die meist mit einem Bläschenausschlag einhergeht. Doch die wenigsten sind sich des Risikos bewusst. 

Eine aktuelle Ipsos-Umfrage belegt klar: Nur 2 % der Österreicher:innen halten es für wahrscheinlich, an Gürtelrose zu erkranken. Und auch jene, denen Gürtelrose ein Begriff ist, unterschätzen die Erkrankung oftmals. Dabei tragen fast alle Menschen über 50 jenes Virus in sich, das Gürtelrose auslöst. Prinzipiell kann man in jedem Alter erkranken, ab 50 Jahren jedoch steigt das Risiko rasant an, da die Leistungsfähigkeit des Immunsystems abnimmt. Mit dem Alter steigt darüber hinaus das Risiko für Komplikationen: Die häufigste Komplikation sind monatelang dauernde, heftige Schmerzzustände, die schwer behandelbar sind und bis zu jede:n dritte:n Erkrankte:n betreffen können. 

Prim. Univ.-Doz. Dr. Robert Müllegger, Landesklinikum Wr. Neustadt, erklärt dazu: „Wer Erfahrung mit Zoster-Patienten hat, weiß, dass sie zu den Fällen mit den stärksten Schmerzerlebnissen in der Humanmedizin zählen. Und noch dazu sind sie sehr schwer zu behandeln.“ 

Virus verbleibt lebenslang im Körper 

Nicht jede:r weiß, dass Gürtelrose und Windpocken vom selben Erreger verursacht werden, dem Varizella Zoster Virus (VZV). Das Virus verursacht bei der Erstinfektion Windpocken, auch bekannt als Feuchtblattern oder Schafblattern. Nach Abklingen der Windpocken verbleibt das Virus lebenslang in den Nervenwurzeln und kann zu einem späteren Zeitpunkt als Gürtelrose (in der Fachsprache Herpes Zoster) wieder auftreten. Etwa eine von drei Personen erkrankt tatsächlich; in Österreich sind Schätzungen zufolge mehr als 30.000 Menschen im Jahr betroffen.  

Informationskampagne soll Bewusstsein schaffen 

Grund genug, mit einer Informationskampagne das Bewusstsein in der heimischen Bevölkerung zu schärfen und grundlegendes Wissen über diese Erkrankung zu vermitteln. Unter dem Titel „Gürterose-Info.at – Impfen schützt“ sind auf der Website
www.guertelrose-info.at alle Fakten zu finden. Außerdem berichten Betroffene von ihren schmerzvollen Erfahrungen. Im Podcast „Betrifft Gürtelrose“ gehen Expert:innen auf Hintergründe ein: https://guertelrose-info.at/podcast-mit-martina-rupp/. Und auf Facebook können sich Interessierte austauschen: https://www.facebook.com/GuertelroseInfoAT  

Impfen schützt! 

Daher empfiehlt der österreichische Impfplan für alle Erwachsenen ab 50 Jahren eine Impfung gegen Gürtelrose; für Personen mit besonders hohem Risiko bereits ab 18 Jahren. 

NP-AT-HZX-ADVR-220005, 08/2022 

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